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IM Grigorie (Gundermann)

verfasst von annette, 09.03.2007, 15:17

Hallo Nils,

» ich kann mit dieser ostalgie
» nicht viel anfangen, würde das gundi aber nicht vorwerfen.

ich kann ihm das gar nicht vorwerfen, weil ich selbst so eine Phase hatte. Die Nachwendezeit war ein Schockerlebnis, und die Ostalgie war eine Reaktion darauf, das ging sicher vielen so. Als das dann halbwegs ausgeschwitzt war, (bei mir so um '95 herum) reagierte ich bei anderen ungerechterweise allergisch auf Ostalgie.

»
» schnittstellen zur örtlichen kameradschaftsszene aber
» kann ich nicht sehen. vielleicht kannst du das mal
» konkreter benennen.

ich hab hier gerade nichts Schriftliches zur Hand. Bei mir klingelten in Schütts Buch die Alarmglocken, als Gundi sich zum mangelhaften Arbeitsethos
mocambiquanischer Vertragsarbeiter äußerte (die Seitenzahl kann ich Dir nicht aus dem Kopf nennen). Ich stolperte über diese Passage
und schrieb einen fragenden - unbeantworteten - Brief an Gundermann.
Ich schaute mir noch mal Gundis Songtexte an und suchte nach Stellen, die auf die lokale Naziszene eindeutig abschrecken wirken müssten - ich fand nichts.
"Kämpfen wie Männer"? 'MEIN SOHN, steig vom Kampfhund ab'... das drückt zunächst einmal Nähe aus.
Natürlich war Gundi weder Nazi noch Nazifreund. Nicht dass jemand das so versteht. Aber mit seiner Verteidigung der 'deutschen' Arbeitsamkeit und seinem etwas zu kritiklosen Blick aufs ostdeutsche Reservat war er den Rechten in meinen Augen näher als man glaubt.
(Aus heutiger Sicht ergänzt: im Braunkohlerevier kannte sich Gundi doch exzellent aus. Warum sagte er nicht, dass die von ihm kritisierten Mocambiquaner nur einen Teil ihres Lohnes bekamen - 1/3 davon kriegte direkt der 'heimatliche' Staat. Die Leute zahlten Schulden ihrer Regierung ab! Warum sollten sie sich dafür tot machen? Und dass eben diese Leute, bereits 1990 beim Braunkohlekombinat gefeuert, bei den Septemberpogromen aus Hoyerswerda vertrieben wurden, ohne dass sich hinterher irgendjemand von der Betriebsleitung bemüht hätte, die schriftlich vereinbarten Abfindungszahlungen an den Mann zu bringen.)

Ich sehe die Sache wie schon gesagt inzwischen versöhnlicher. Ich brauche keine unfehlbare Gallionsfigur mehr (das war wohl Mitte der 90er im Grunde mein Problem mit Gundermann.)


»
» mit dem lied sieglinde kann ich persönlich nix anfangen.
» (...)was vielleicht damit
» zusammenhängt, daß ich mit überwachung so meine eigenen
» erfahrungen hab und mir beim besten willen nicht
» vorstellen kann, mich dafür auch noch zu bedanken.

Ich mochte das Lied eine Zeitlang,
als mir die Stasienthüllungen in der Presse zum Hals raushingen, zumal sie oftmals gegen aktuelle Querulanten gerichtet waren. Aber inzwischen finde ich es ganz schön nassforsch und merkwürdig unaufrichtig.
Weil ich selbst nicht von der Spitzelei (weder als Opfer noch als Täter) betroffen bin, fehlt mir ein bisschen die Vorstellung, wie man sich als Ausspionierter fühlt.Deshalb ist mir Gundermanns IM-Tätigkeit auch nicht so wichtig wie andere Dinge, die er geschrieben und getan hat. Das ist allerdings ein rein subjektiver Blick.

 

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